Schurke (Literatur)

Der Schurke oder Bösewicht ist in der Literatur, im Film und anderen Formen des Erzählens eine Form des Antagonisten (Gegenspieler, Widersacher) des oder der Helden. Im Unterschied zum Antagonisten, der als dialektischer Gegensatz des Protagonisten keine negative Figur sein muss, ist der Schurke eine klar negative Figur und häufig Ausprägung eines Stereotyps.[1]

Entsprechend dieser Definition sind reine Personifikationen des Bösen, wie sie etwa im mittelalterlichen Theater als leibhaftiger Teufel oder Antichrist oder als Vice, das verkörperte Laster im englischen Theater des 16. Jahrhunderts, auftreten, keine literarischen Schurken im eigentlichen Sinn. Die Hauptfigur des ab 16. Jahrhunderts beliebten Gattung des Schelmenromans ist auch kein Schurke, auch wenn seine Handlungen oft moralisch fragwürdig oder verbrecherisch sind, vielmehr sind es in heutiger Terminologie Antihelden, also mit Schwächen und Belastungen gezeichnete unvollkommene und ganz gewöhnliche Menschen, im Gegensatz zu den makellosen Helden des gleichzeitigen Ritter- und des höfischen Liebesromans.

Zahlreiche Beispiele für Schurken in geradezu musterhafter Ausprägung finden sich dann ab Ende des 18. Jahrhunderts in Schauerroman bzw. Gothic Novel, zu deren Standardinventar der Schurke gehört, dem es obliegt, die weibliche Heldin in Gestalt der verfolgten Unschuld (Damsel in Distress) zu bedrohen, ins Unglück stürzen zu wollen oder zu entführen, was wiederum den Helden verpflichtet, die Unschuld aus den Klauen des Schurken zu retten, bekannte Beispiele sind etwa der Mönch Ambrosio in Matthew Gregory LewisThe Monk oder Conte Fosco in Wilkie CollinsThe Woman in White.

  1. Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur. Kröner, 2013, ISBN 978-3-520-84601-3, S. 296, s. v. Gegenspieler.

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